Sehnenbeschwerden sind sehr verbreitet. Noch vor den Gelenkbeschwerden sind sie die häufigste Schmerzursache bei sportlich aktiven Menschen. Schmerzen sind dabei nicht nur unangenehm, sondern stellen auch ein Alarmsignal dar. Unbehandelt können Sehnenbeschwerden v.a. im Bereich der Schulter (Supraspinatussehne) oder der Ferse (Achillessehne) zum Riss der jeweiligen Sehne führen und eine operative Versorgung mit nicht unerheblichen Ausfallzeiten nach sich ziehen. Dr. med. Gerrit Borgmann, Dr. med. Ralph Schomaker und Dr. med. Tim Vogler vom Zentrum für Sportmedizin (ZFS) klären auf über Ursachen, Diagnostik und die effektivsten Therapiemöglichkeiten.
In der oft gelenkzentrierten Orthopädie werden Sehnenbeschwerden, sogenannte Tendinopathien, häufig übersehen. Natürlich kennt jeder die „großen“ Sehnenkrankheitsbilder wie Tennisellenbogen, Fersensporn oder Kalkschulter. Sehnenprobleme an anderen Stellen wie z.B. den Händen
oder Füßen werden hingegen oft übersehen oder in der Praxis stiefmütterlich behandelt. Sehnengewebe ist bradytroph, das heißt es hat einen
langsamen Stoffwechsel. Typisch für erkranktes Sehnengewebe ist daher die langsame Regeneration. Stellen sich Patienten mit chronifizierten Beschwerden vor, dann lassen sich die Beschwerden zwar in der Mehrzahl der Fälle erfolgreich behandeln. Die Therapie ist aber nicht selten komplex und zeitaufwendig und stellt damit Patienten und Therapeuten oft vor eine große Herausforderung.
DIAGNOSTIK: WIE ERKENNT MAN EINE TENDINOPATHIE?
Eine Tendinopathie beginnt häufig mit einer allmählich oder auch plötzlich einsetzenden Morgensteifigkeit und Belastungsschmerzhaftigkeit der betroffenen Sehne (Beispiel: morgendlicher Anlaufschmerz unter der Fußsohle oder über der Achillessehne). Neben dem Bewegungsschmerz
werden eine Druckschmerzhaftigkeit und Anschwellung des betroffenen Sehnenabschnittes beobachtet (Beispiel: spindelförmige Anschwellung der Achillessehne). In frühen Erkrankungsstadien verlieren sich die Beschwerden oft im Tagesverlauf oder unter Trainingsbelastung, um dann am nächsten Morgen wieder aufzutreten. Im weiteren Verlauf ist die Funktion der Sehne auch bei Alltagaktivitäten zunehmend eingeschränkt. Die strahlenfreie Ultraschalldiagnostik mit ihrer hohen Bildqualität ist das bildgebende Verfahren, um Verdickungen der Sehne, Teilrisse oder pathologische Gefäßneubildungen zu erkennen.In der oft gelenkzentrierten Orthopädie werden Sehnenbeschwerden, sogenannte Tendinopathien, häufig übersehen. Natürlich kennt jeder die „großen“ Sehnenkrankheitsbilder wie Tennisellenbogen, Fersensporn oder Kalkschulter. Sehnenprobleme an anderen Stellen wie z.B. den Händen oder Füßen werden hingegen oft übersehen oder in der Praxis stiefmütterlich behandelt. Sehnengewebe ist bradytroph, das heißt es hat einen langsamen Stoffwechsel. Typisch für erkranktes Sehnengewebe ist daher die langsame Regeneration. Stellen sich Patienten mit chronifizierten Beschwerden vor, dann lassen sich die Beschwerden zwar in der Mehrzahl der Fälle erfolgreich behandeln. Die Therapie ist aber nicht selten komplex und zeitaufwendig und stellt damit Patienten und Therapeuten oft vor eine große Herausforderung.
THERAPIE: WIE SIEHT EINE MODERNE SEHNENTHERAPIE AUS?
Die Behandlung von Sehnenbeschwerden liegt im Idealfall in den Händen eines in der Sehnentherapie erfahrenen interdisziplinären Teams aus Arzt, Physiotherapeut, Trainings- und Ernährungswissenschaftler. Wie bereits erwähnt ist mit Beginn des 21. Jahrhunderts die Vorstellung einer zugrundeliegenden „Sehnenentzündung“ verlassen worden und Cortisoninjektionen an Sehnen erfolgen nur noch in sehr seltenen Ausnahmefällen. Therapien, die seit einigen Jahren als Goldstandard gelten, sind die die „fokussierte Stoßwellenbehandlung (ESWT)“ und das physiotherapeutisch angeleitete Training, welches in Eigenregie täglich fortgesetzt wird. Ein ganz neues, sehr erfolgsversprechendes Verfahren ist auch die Perkutane Elektrolyse (PE) und hier insbesondere die EPTE-Therapie. Die drei Therapienformen im Überblick:
Neben oder auch alternativ zu den oben genannten werden in der Sehnensprechstunde weitere Therapieverfahren eingesetzt, die in der Praxis einen hohen Stellenwert haben:
- Eigenbluttherapie: z.B. ACP (autologes conditioniertes Plasma), wobei Blut entnommen, aufbereitet und an den Ort der Sehnenbeschwerden injiziert wird.
- Verödung von Gefäßneubildungen: z.B. an der Achillessehne unter Ultraschallkontrolle
- Medikamentöse Therapie: z.B. Phytopharmaka wie Bromelain, Kurkuma oder Weihrauch (Boswellia)
- Kryotherapie (Kältetherapie): lokale Anwendung von Kälte, v.a. in Eigenregie
- Kinesiotaping: Einsatz von elastischen (bunten) Tapes z.B. bei Sehnenbeschwerden im Bereich der Schulter oder der Ferse
- Akupunktur: schmerzreduzierende ergänzende Maßnahme; alternativ auch TENS- oder Ultraschalltherapie
- Manuelle Therapie: als lokale Ergänzung und manchmal auch zur Beseitigung von Ursachen der Sehnenbeschwerden
- Übungen zur Förderung der Kraft und Koordination: bildet oft die Grundlage für den Wiedereinstieg in den Sport und die Vermeidung von Rezidiven
- Lokale Infiltration mit speziellen Sehnen-Hyaluronsäurepräparaten
- Technikkorrektur/ -optimierung: wichtig z.B. bei Tennisspielern oder Golfern
- Chirurgische Verfahren:
Bei manchen Sehnenbeschwerden stellen operative Verfahren nach erfolgloser konservativer Therapie eine gute Alternative dar.
WELCHE URSACHE HABEN MEINE SEHNENBESCHWERDEN UND WIE BEUGE ICH VOR?
Muskuläres Ungleichgewichte erkennen und lösen Sehnenbeschwerden sind ein komplexes Krankheitsbild und verlangen ein differenziertes diagnostisches und therapeutisches Vorgehen. Vielfach gibt die Analyse von Bewegungsabläufen (wie z.B. ein Test auf dem Laufband) oder der manualmedizinische Befund Aufschluss über zugrundeliegende Ursachen wie muskuläre Ungleichgewichte oder gelenkbezogene Funktionsstörungen. Therapiebedürftige Begleitbefunde bei Achillessehnenbeschwerden sind Blockierungen der unteren Lendenwirbelsäule,
der Kreuzdarmbeinfugen, des Wadenbeinköpfchens und des oberen Sprunggelenkes. Bei Beschwerden des Ellenbogengelenkes (Tennis- oder Golferellenbogen) dürfen Blockierungen der unteren Halswirbelsäule, der 1.Rippe, des Speichenköpfchens und des Daumensattelgelenkes nicht übersehen werden.
Ernährung und Sehne
Ernährungstipps wurden noch vor wenigen Jahren belächelt. Qualitativ hochwertige Studien haben hier jedoch zu einem Umdenken geführt. Übergewicht wirkt sich auf verschiedenen Wegen negativ auf unsere Sehnen aus. Neben einer vermehrten biomechanischen Belastung der unteren
Extremitäten fördern auch entzündungsfördernden Signalproteine, die im Bauchfett gebildet werden, die Entstehung von Tendinopathien. Ebenso wirkt sich ein erhöhter Blutzuckerspiegel negativ auf die Sehnenstruktur aus. In den letzten Jahren sind zudem umfangreiche Studien durchgeführt worden, um zu erforschen, welche Mikronährstoffe einen günstigen Einfluss auf die Sehnengesundheit haben. Positive Wirkungen zeigten sich hierbei unter anderem für Omega-3-Fettsäuren, Hyaluronsäure, Polyphenole, Vitamin C, E und D, Glucosamin, Chondroitin,
Flavonoide und Antioxidantien. Schmerzhafte Schwellungen scheinen auf hydrolytische Enzyme wie Bromelain anzusprechen. Cucurmin hat auf
Sehnen außerdem eine anabole Wirkung (Anregung der Kollagensynthese). Außerdem reduziert die Einnahme von Cucurmin das Auftreten von Verkalkungen in den Sehnen. Sehr interessant sind auch Studien, die eine verbesserte Wirkung der fokussierten Stoßwelle bei gleichzeitiger
Einnahme von Bromelain und/oder von Kurkuma- und Weihrauchextrakten belegen. Hieraus lassen sich zwei Schlüsse ziehen:
- Eine begleitende medikamentöse Therapie, die in ein Therapiekonzept eingebunden wird, kann einen therapiestützenden Effekt haben.
- Eine gesunde vollwertige Ernährung, die Mangelzuständen vorbeugt, ist nicht nur „allgemein gesundheitsfördernd“ sondern hat auch einen günstigen Einfluss auf die Gesundheit unserer Sehnen.
Fazit
Neue Therapien wie EPTE, aber auch physiotherapeutische Trainingsmaßnahmen und begleitende Medikamente ergänzen das Spektrum erfolgreicher Therapien. Goldstandard aber bleibt die Kombination aus fokussierter Stoßwelle und exzentrischem/isometrischem Training.
Sehnensprechstunde im ZfS-Zentrum für Sportmedizin
Dr. med. Gerrit Borgmann, Dr. med. Ralph Schomaker,
Dr. med. Tim Vogler, Dr. med. Nina Boos
Windthorststr. 35, 48143 Münster, Tel. 0251-1313620
www.zfs-muenster.de