Dr. med. Michael Linnepe
Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis
am Germania Campus
Mehr als gelegentliches Aufstoßen
Nach einer üppigen Mahlzeit verspüren viele Menschen schon einmal ein Sodbrennen, ein unangenehmes Brennen hinter dem Brustbein. In Deutschland haben etwa 25 von 100 Menschen immer wieder Beschwerden wie Sodbrennen und Aufstoßen. Beides kann zwar unangenehm sein, hat aber gewöhnlich keine weiteren Folgen. „Wer sehr häufiges oder starkes Sodbrennen hat, kann allerdings eine Refluxerkrankung mit möglichen Komplikationen entwickeln. Diese Erkrankung wird auch gastroösophageale Refluxerkrankung genannt, kurz GERD“, erläutert Dr. Michael Linnepe, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie und Palliativmedizin in der Gastroenterologischen Gemeinschaftspraxis am Germania Campus.
Normalerweise ist der Übergang zwischen Speiseröhre und Magen geschlossen. Wenn der Magen stark gedehnt wird, beispielsweise nach üppigem Essen, kann es vorkommen, dass sich der Verschluss am Mageneingang vorübergehend lockert. Dadurch kann aus dem Magen Luft und etwas Mageninhalt nach oben entweichen. Der aufsteigende, saure Magensaft reizt die Schleimhaut der Speiseröhre und führt zu den bekannten Beschwerden. Nur in seltenen Fällen kann sich die Schleimhaut der Speiseröhre dadurch entzünden.
Was ist die Refluxerkrankung?
Von einer Refluxerkrankung spricht man, wenn dieser Rückfluss zu häufigen und starken Sodbrennen oder Aufstoßen führt, der die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt. Risikofaktoren für die Entstehung der Refluxerkrankung sind erhöhtes Körpergewicht, Nikotinkonsum und die genetische Veranlagung, sowie ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie). Interessant: Eine Infektion der Magenschleimhaut mit dem Bakterium Helicobacter pylori scheint das Reflux-Risiko zu reduzieren.
Dr. med. Michael Linnepe
Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis
am Germania Campus
Symptome und gesundheitliche Folgen
Bei vielen Menschen, die unter Refluxbeschwerden leiden, bestehen zusätzliche Symptome im Bereich anderer Organe wie der Mundhöhle, des Kehlkopfes oder der Lunge. Dabei handelt es sich erstmal nur um eine Assoziation, ohne dass damit eine kausale Beziehung belegt sein muss. Husten beim Essen kann zum Beispiel durch einen harmlosen Reflex des Nerven Vagus ausgelöst werden. Eine Refluxkrankheit bleibt meist dauerhaft bestehen und tritt in der Regel in Schüben auf. Das heißt, beschwerdefreie Phasen und Zeiten mit stärkerem Sodbrennen und anderen Beschwerden wechseln sich ab. Nur selten entzündet sich die Speiseröhre: Bei bis zu 80% der Personen mit Reflux- Symptomen ist die Schleimhaut der Speiseröhre nicht entzündlich angegriffen (nicht-erosive Refluxerkrankung).
Stiller Reflux
Ein stiller Reflux hat nicht die typischen Symptome eines Refluxes. Da Sodbrennen oder saures Aufstoßen meist ausbleiben, bleibt die Erkrankung lange ohne Diagnose. Sehr häufig werden Räusperzwang, Verschleimung im Rachen, unerklärter Hustenreiz, wiederkehrende Heiserkeit sowie das Kloß- oder Engegefühl im Rachen genannt. Auch wiederkehrende Kehlkopfentzündungen oder Nasennebenhöhlenentzündungen können zu den in diesem Zusammenhang auftretenden Beschwerden zählen. Die aktuelle Leitlinie der deutschen Fachgesellschaft empfiehlt ein Therapieversuch mit einem Protonenpumpenhemmer.
Wie wird die Refluxerkrankung behandelt?
Durch die Tatsache, dass bei einem Großteil der Patienten keine sichtbaren, entzündlichen Läsionen bestehen, gibt es kein einzelnes (singuläres) Verfahren zum sicheren Nachweis einer Refluxerkrankung. Dies erklärt, warum die Magenspiegelung bei Refluxpatienten in der Regel unauffällig ist. Nur bei einer kleinen Minderheit kann sich manchmal die Schleimhaut der Speiseröhre am unteren Ende verändern. Diese Veränderung wird als BarrettÖsophagus beschrieben. Nach Schätzungen entsteht nur bei 5 % der Personen mit Reflux im Laufe der Jahre eine Barrett-Metaplasie.
Symptome kontrollieren
Bei den meisten Menschen ist eine Symptomkontrolle das einzige Therapieziel, ohne dass eine invasive Diagnostik erforderlich ist. Bei Risikofaktoren oder Therapie-refraktären Beschwerden nach Protonenpumpenhemmer-Therapie kann eine weiterführende Diagnostik erfolgen. Die Methode der Wahl ist die sogenannte Impedanz-pH-Metrie über 24 Stunden. Dabei wird eine Sonde in die Speiseröhre gelegt, die über die Impedanzmessung jegliche Bewegung von Inhalt und auch Luft in der Speiseröhre einschließlich der Richtung und des pH-Wertes erfasst. Diese spezielle Untersuchung erfolgt nur in speziellen Ambulanzen oder im Krankenhaus.
Was können Betroffene selbst tun?
Die erste Stufe der Therapie sind wichtige Allgemeinmaßnahmen wie Gewichtsreduktion bei Übergewicht oder Oberkörper-Hochlagerung in Nacht. Sinnvoll ist zudem das Meiden von großen und späten Mahlzeiten. Bei starkem Sodbrennen hilft es, einige Gewohnheiten zu verändern, zum Beispiel auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten (Stichwort: säurearme Ernährung) oder wenig Alkohol zu trinken. Darüber hinaus gibt es Medikamente wie sogenannte Antazida (in der Apotheke erhältlich) oder Protonenpumpenhemmer, die die Beschwerden lindern können.
Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis am Germania Campus
An der Germania Brauerei 6, 48159 Münster, Tel. 0251-2846680
Artikel runterladen
Tips-Verlag Münster
Impressum | Datenschutz | improved by [Upsiteling]°